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Vom ehemaligen Benediktinerinnenkloster existiert heute nur noch die Klosterkirche Sankt Marien, die 1046 durch den Bischof Bruno von Minden geweiht wurde. Die dreischiffige
Pfeilerbasilika aus Weser-Buntsandstein ist ein Kleinod romanischer Baukunst. Eingebettet in ein Ensemble alter Fachwerkhäuser und den Resten der Dorfkirche St. Dionysius liegt sie mitten im OT Kemnade.

Im Sommer, hinter altem Baumbestand verborgen, entzieht sie sich den Blicken der Besucher. Sie ist Station auf dem Pilgerweg Loccum – Volkenroda und auch vom Weserradweg aus schnell zu erreichen.

Die Klosterkirche mit ihrer West-Ost-Ausrichtung und dem klaren kreuzförmigen Grundriss ist ein markantes Beispiel für eine Pfeilerbasilika in reinem romanischem Baustil. Ursprünglich war westlich ein Mittelturm vorgelagert. Er wurde als besondere Kirche benutzt. Als der übrige Kirchenbau 1149 – 1152 als entweiht galt, feierte man dort weiter den Gottesdienst. Dieses Westwerk hat auch als Frauenempore gedient. Eine schwere Katastrophe, für die es keine schriftliche Überlieferung gibt, muss die Kirche im 16. oder spätestens in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges heimgesucht haben. Es kam zur Zerstörung des Westturms und eines Teils des Langhauses.

Trotz der Verkürzung seiner Länge von 53,70 m auf 34 m hat der Bau seine Klarheit behalten. Im Laufe der Jahrhunderte wurden einige bauliche Veränderungen vorgenommen, unter anderem wurden einige gotische Fenster im nördlichen Querschiff (Anfang 15. Jh.) und im südlichen Querschiff (ende 19.Jh.) eingesetzt, ein Dachreiters wurde als Glockenturm aufgesetzt und im Westen ein halbrunder Treppenturm angebaut. Diese Eingriffe haben den Grundcharakter der Kirche jedoch nicht verändert. Das Innere des Gotteshauses birgt wertvolle Kunstschätze und Grabplatten aus verschiedenen Jahrhunderten – siehe Bildergalerie. Auch das Grab des berühmten Sohnes der Stadt Bodenwerder Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen befindet sich in der Kirche; eine schlichte Steinplatte im Fußboden der Vierung erinnert an den legendären „Lügenbaron“, der dort 1797 in der Familiengruft beigesetzt wurde. Die Grüfte existieren heute nicht mehr.



So könnte die Klosterkirche ausgesehen haben.


Fotomontage Jürgen Steffen, Kirchbrak



Der Merianstich von 1654 zeigt die Kirche schon in der heutigen,
reduzierten Größe. Das ehemals sehr gestreckte, dreischiffige
Langhaus mit hohem Mittelschiff und niedrigen Seitenschiffen
mündet in das Querschiff mit ausgeschiedener Vierung;
an diese schließt ein querrechteckiger Chor mit weiter Apsis an.
Je eine Apsis hatten ursprünglich auch die Querschiffarme.


Heute wird die Klosterkirche für Gottesdienste der evangelischen Kirchengemeinde und Konzerte genutzt. Zu den Öffnungszeiten halten Besucher und auch Pilger auf ihrem Weg von Loccum nach Volkenroda hier Einkehr. Sie setzen damit eine alte Tradition fort, denn schon im Mittelalter war St. Marien Wallfahrtskirche und wurde von Tausenden jährlich besucht, heißt es.
Der Turmfalke, er brütet alljährlich im Kirchturm.